Die Wahl des Themas „Migration und Europa in kulturwissenschaftlicher Perspektive“ bezieht sich auf die vielfältigen gegenwärtigen Formen der Migration auf dem Kontinent und die Frage nach den kulturellen Interpretationen und Implikationen. Damit ist ein hochaktuelles Thema gewählt, zu dem seitens der Kulturwissenschaften neuartige Antworten erwartbar sind, da sie durch ihre transdisziplinäre und transkulturelle Ausrichtung in besonderer Weise prädestiniert sind, eine Übersetzung wissenschaftlicher Konzepte und Ergebnisses aus theoretisch-analytischer Sphäre in die gesellschaftliche Handlungswelt zu leisten. Obgleich Migrationsbewegungen eine Konstante in der Menschheitsgeschichte darstellen, werden sie im gesellschaftlichen Diskurs oft als Ausnahmeerscheinungen beschrieben und als krisenhafte Momente wahrgenommen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass in Politik, Gesellschaft und den Medien vielfach eine Konzeption von Kulturen als weitgehend homogenen und abgeschlossenen Gemeinschaften dominiert; nationale und kulturelle Identitätsdiskurse überblenden dabei die immer auch vorhandenen transkulturellen Dynamiken und Prozesse der Hybridisierung. Europa verändert sich seit Jahrzehnten durch Prozesse von Binnenwanderung und aktuell durch Migrationsbewegungen etwa aus dem Mittleren und Nahen Osten, diversen Regionen Afrikas, und aus Afghanistan. Die Aufnahme, Anerkennung und Integration von Migranten und Migrantinnen bringen unterschiedliche kulturelle Deutungsmuster und einen Kampf um Deutungshoheit in der politischen und medialen Öffentlichkeit mit sich. Die Forderung nach einer Politik der offenen Grenzen steht der nach nationaler und territorialer Abschottung entgegen, wobei die Vorstellung der äußeren und inneren Grenzen Europas neu verhandelt wird: Die Idee vom ‚Haus Europa‘ konkurriert mit dem Bild der ‚Festung Europa‘.
In rund 20 Panels mit mehr als 70 Vortragenden ist es die Zielsetzung der Kongresses, sowohl Diskurse und Praktiken in Migrationsprozessen als auch ästhetische, (massen-)mediale, literarische und künstlerisch-objektbezogene Darstellungen von Migration kulturwissenschaftlich zu erkunden.
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Donnerstag, 6. Oktober 2016
ab 12:30 Anmeldung
13:00 – 14:00 1. Treffen kulturwissenschaftlicher Netzaktivisten
14:00 Begrüßung und Eröffnung (Präsident, Vizepräsident für Forschung & Nachwuchsförderung, Vorsitzende der KWG)
14:30 – 16:15 Panels
– Übersetzte Figurationen: Räumliche Entwürfe europäischer „Kultur“
– Migrationsgeschichten in Objekten
– Diversität à l’européene zwischen Standards und Lebenswelten
– Nachwuchspanel Kulturvermittlung/Berufspraxis
16:15 – 16:45 Kaffeepause
16:45 – 18:00 Workshops der KWG-Sektionen:
– Materielle Kulturen
– Medienkulturen/Kulturmedien
– Wissenskulturen
19:00 Lesung mit Empfang im Rathaus: Abbas Khider stellt sein Buch „Ohrfeige“ vor.
Freitag, 7. Oktober 2016
9:00 – 10:45 Panels
– Postmigrantische Kulturforschung – europäische Perspektiven (1)
– Kulturwissenschaften und die Herausforderung kulturalistischer Xenophobie
– Mediale Darstellungen und massenmediale Diskurse
– Migrationsliteratur (1)
– Theoretische Perspektiven auf Migration (1)
10:45 – 11:15 Kaffeepause
11:15 – 13:00 Panels
– Konzepte von Anerkennung aus interkultureller Perspektive
– Postmigrantische Kulturforschung – europäische Perspektiven (2)
– Migrationsliteratur (2)
– Diskurse und Praktiken im Migrationsalltag (1)
– Theoretische Perspektiven auf Migration (2)
13.00 – 14:00 Mittagspause
14:00 – 15:45 Panels
– Übersetzte Figurationen: Räumliche Entwürfe europäischer „Kultur“
– Diversität à l’européene zwischen Standards und Lebenswelten
– Migration und ‚Über-Setzen‘: Afrika – Europa in der Filmkunst
– Klimaflucht und Kulturökologie
15:45 – 16:15 Kaffeepause
16:15 – 17:30 Workshops der KWG-Sektionen
– Kulturphilosophie und -theorie
– Sprache und Kommunikative Praktiken
– Historische Anthropologie
– Ad-hoc-Gruppe Intertraditionale Wissenskulturen
17:45 – 20:00 Mitgliederversammlung
20:00 Abendessen
Samstag, 8. Oktober 2016
9:00 – 10:45 Panels
– Konjunkturen in der Krise? Zum Aufleben eines alten Begriffs in den transdiziplinären Kulturwissenschaften
– Diskurse und Praktiken im Migrationsalltag (2)
– Migrationsgeschichten in Objekten
– Räume, Grenzen, Identitäten
– Kritische Methodologie: Ansätze in den Kulturwissenschaften
10:45 – 11:15 Kaffeepause
11:15 – 12:45 Fortsetzung der Workshops aller KWG-Sektionen
12:45 – 13.15 Mittagssnack
13:15 – 14:45 Podiumsdiskussion „Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Migration und Europa“:
Christian Geulen (Koblenz), Radostin Kaloianov (Wien), Michael Klemm
(Koblenz)
Moderation: N.N.
14:45 Ende der Tagung
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Prof. Dr. Gabriele Dürbeck
Driverstraße 22-26, 4377 Vechta
gabriele.duerbeck[at]uni-vechta[dot]de
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