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Graduiertenkolleg "Mediale Historiographien" (Uni Erfurt, Deadline: 1.10.2010)

Graduiertenkolleg „Mediale Historiographien“
Universität Erfurt, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Bauhaus-Universität Weimar 03.02.2011-05.02.2011, Weimar
Deadline: 01.10.2010

Re-Animationen sind Prozesse der Wieder-Beseelung oder Wieder-Belebung von Dingen und Organismen, Theorien, Modellen und Wissensordnungen sowie von Repräsentationslogiken, Verfahren und Praktiken.
Re-Animationen treten als Wieder-Aufnahme, Wieder-Herstellung oder Wieder-Einsetzung eines Vergessenen in Erscheinung. Sie setzen etwas, das sie als unbelebt, vergangen, widerlegt oder wirkungslos beschreiben, neuerlich in (Eigen-)Bewegung. Sie bringen es in Umlauf, sie transformieren es und versehen es mit (neuen) Geltungsansprüchen. Re-animatorische Praktiken entfalten Deutungen des Verhältnisses zwischen Vergangenheit und Aktualität. Formen der Animation gilt es aufgrund ihrer Angewiesenheit auf Techniken, Praktiken und Darstellungen aus kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive zu untersuchen. Die Vorsilbe „Re-“ vermag es dabei, die Medien zu markieren, die Formen der Vergegenwärtigung ermöglichen und strukturieren. Die Konferenz soll Re-Animation als heuristische Figur erproben. Mit ihrer Hilfe sind mediale Interventionen zu reflektieren, die der Verlebendigung im Sinne des Erhalts oder der Wiederherstellung des Gleichen zuwider laufen. Die Konferenz möchte Vorgänge einer diskontinuierlichen Überlieferung neu konzeptualisieren, für die Begriffe wie Unterbrechung, Latenz, Entdeckung, Symptom oder Rückbezug einstehen. Zu fragen ist dabei nicht nur nach narrativen und audiovisuellen Konstruktionen des Vergangenen, sondern auch nach Verselbständigung und Eigensinn des Wiederbelebten.

 Die Konferenz stellt folgende Fragen zur Diskussion:
– An welchen Stellen ist im „Nachvollzug der Geschichte“ das Re-Enactment von der Re-Animation abzugrenzen oder als solche zu charakterisieren?
– Wie können am konkreten Beispiel eines Re-Enactment-Projektes die damit einhergehenden Techniken als re-animierte Historiographie beleuchtet werden? Kann Re-Animation gar als Versuch einer Geschichtstheorie erarbeitet werden?
– Welches Wissen von Re-Animationen inszenieren Literatur, Film und Fotografie? Inwiefern können gerade diese Aufzeichnungstechniken oder -verfahren die Strukturen der Re-Animationen erkennbar machen oder generieren? Welche medialen Faktoren sind dafür verantwortlich, dass Re-Animationen die historische Wirksamkeit von bereits Vergessenem potenzieren, dezimieren oder abermals verdrängen können?
– Wie ist ausgehend von Konzepten der Wiederbelebung, Wiedergeburt oder Seelenwanderung das Verhältnis von Re-Animation und Religion zu bestimmen? Welchen Ort besetzen Medien der Verlebendigung sowie Techniken und magische Praktiken der Beseelung innerhalb religiöser Systeme? Wie lassen sich religiöse Praktiken als Strategien der Re-Animation von Glaubensinhalten denken? Welche religiöse Überzeugungskraft geht von Beseeltem und Belebtem aus?
– Wie lassen sich Animismustheorien der Kultur- und Religionswissenschaften seit dem 19. Jahrhundert als selbstbegründende Rückprojektion oder wissensgeschichtliche Re-Animation begreifen? Welche methodologischen Einsätze erfordern historische und gegenwärtige Konstellationen von Kulturtheorie und Beseelung? Welche epistemologischen Neubewertungen amoderner Wissensformen lassen sich vor diesem Hintergrund entwerfen?
– Welche Rolle spielen Modelle der Re-Animation in Theorien ästhetischer Erfahrung? Für welche künstlerischen Praktiken sind Konzepte wie Einfühlung oder Lebendigkeit als Affekt- und Wahrnehmungstheorien (noch) relevant? Wo treten Diskurse der verlebendigenden Anschauung in Medientheorien des 20. Jahrhunderts wieder in Erscheinung? Inwiefern beerbt „liveness“ – als Beschreibung aufführungsgebundener Erfahrungsdimensionen – historische Diskurse der ästhetischen Verlebendigung?

 Gegenstandsbezogene und/oder methodenreflexive Beiträge aus den Geschichtswissenschaften, der Literatur-, Theater-, Tanz- und Filmwissenschaft, der Philosophie, der Kultur-, Medien- und Kunstwissenschaft können dem Tagungsthema der Re-Animationen Konturen geben. Ausdrücklich erwünscht sind dabei interdisziplinäre Forschungsperspektiven.

Abstracts im Umfang von max. 3000 Zeichen erbitten wir bis zum 01.

Oktober 2010 an folgende Adresse: Re-animationen[at]web.de.

Die Tagung findet vom 3.-5. Februar 2011 in Weimar statt. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Den eingeladenen Vortragenden werden die Kosten für An- und Abreise sowie Unterkunft erstattet.

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