Was macht für die Europäische Ethnologie/Volkskunde ein “gutes” Thema aus und wann ist ein Thema “schlecht”? Welche Forschungsgebiete, theoretischen Zugänge und methodischen Ansätze werden fachintern marginalisiert oder abgewertet? Im Zentrum der Tagung stehen der Zusammenhang von Fach- und Themenpolitik sowie mögliche Umgangsmodi des Faches mit solchen Tendenzen. Dazu sollen in einer analytischen Perspektive die implizit mitgeführten Klassifizierungsmechanismen von Themen explizit gemacht werden. In diesem Kontext werden Prozesse der Herstellung hegemonialer Meinungen über die Güte von Themen aufgrund von Paradigmenwechseln, Turns & Trends und der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Fachgeschichte, dem Fachhabitus und mit Wissenskulturen thematisiert. Ziel ist die Reflexion von Tabus, blinden Flecken, Bewertungs- und Ausschlussprozessen im Kontext der intrafachlichen Diskursivierung von Forschungsgegenständen. Diese kann sich beispielsweise auf die – vermeintliche – Relevanz vs. Irrelevanz von Themen, die Wahrnehmung von Forschungen zum Devianten und deren potentielle Auswirkungen auf die Karriere oder das symbolische Kapital und die Anerkennung der Forschenden beziehen. Daneben werden politische und strategische Überlegungen bei der Themenfindung, etwa im Kontext von Drittmittelförderung und Exzellenzinitiativen, diskutiert.
cfp vom 14.11.2016 http://www.hsozkult.de/event/id/termine-32537
Tagungsort:
Altes Universitäts‐Hauptgebäude, Saal University of New Orleans, Innrain 52, A-6020 Innsbruck
Teilnahme:
Aus Platzgründen ist nur eine begrenzte Personenanzahl möglich, Teilnahme daher nur nach vorheriger Anmeldung unter europ-ethnologie@uibk.ac.at bis zum 15.10.2017
(Kostenbeitrag: € 30,- / erm. € 15,- ; Bezahlung vor Ort)
Programm
Fr., 03.11.2017
16:30h Eröffnung
16:45h Einführung: Timo Heimerdinger (Innsbruck) / Marion Näser-Lather (Marburg): Gute Themen, schlechte Themen
17:30h Jens Wietschorke (München/Wien): Does that matter? Wissensanthropologische Überlegungen zum Relevanzkriterium in der kulturwissenschaftlichen Forschung.
18:15h Kaspar Maase (Tübingen): ‚Volk und Kunst‘: ein Thema des 18. Jahrhunderts als Gegenstand ‚positiver Anthropologie‘ im 21. Jahrhundert?
19:30h Empfang
Sa, 04.11.2017
9:00h Silke Göttsch-Elten (Kiel): Forschen im Mainstream? Positionierungen zwischen Exzellenz und Förderlinien
9:45h Stefan Groth (Zürich): Makro-Trends als Forschungsthema? Europäisch-ethnologische Themenbegrenzung am Beispiel der „Mitte“
10:30h Kaffeepause
11:00h Christine Bischoff (Hamburg): Nobilitierung von Erfahrungswissen – Methodenkompetenz als Programmatik in der Europäischen Ethnologie?
11:45h Sarah Kleinmann (Dresden) / Merve Lühr (Dresden): Psychoanalyse in der Europäischen Ethnologie!? – Auf den Spuren einer Theorie und Methode
12:30-14:00h Mittagspause
14:00h Jonathan Roth (Mainz): Die dunkle Seite der Macht. Themenpolitik zu politischen Themen
14:45h Bernd Jürgen Warneken (Tübingen): Rechts liegen lassen? Über das europäisch-ethnologische Desinteresse an „konventionellen“ Unter- und Mittelschichten
15:30h Kaffeepause
16:00h Andreas Hartmann (Münster): Ethos und Eros volkskundlichen Fragens
16:45h Lydia Maria Arantes (Graz): Das Stricken als volkskundlich-kulturanthropologischer Forschungsgegenstand. Ein leidiges Thema
19:30h gemeinsames Abendessen
So, 5.11.2017
9:00h Karl Braun (Marburg): Die Zipfelmütze erforschen? Longue duree – Pathosformel – Hermeneutik
9:45h Cornelia Renggli (Zürich): „Behinderung? Das ist doch eher was für die Sonderpädagogik.“ Plädoyer für eine thematische Offenheit der Europäischen Ethnologie
10:30h Kaffeepause
11:00h Karin Bürkert (Tübingen): Von „Harakiri“ und „gefährlichen Menschen“ – Überlegungen zum Wagnis der (Brauch-) Forschung im gesellschaftlichen Auftrag
11:45h Mirko Uhlig (Mainz): Lachen im, mit und über das Feld? Über das legitime und illegitime Verhältnis zu Forschungsfeld und -gegenstand
12:30h-13:00 Abschluss und Tagungsende
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Univ.-Prof. Dr. Timo Heimerdinger
Europäische Ethnologie – Universität Innsbruck
Tel.: +43 – (0)512 – 507 – 4430
E-Mail: timo.heimerdinger@uibk.ac.at
http://www.uibk.ac.at/geschichte-ethnologie/mitarbeiterinnen/univ-prof/heimerdinger-timo/